Führungen in der Werkstatt und im Museum
Das Stockmachermuseum
Um die Entwicklung des einmaligen Handwerkszweiges zu dokumentieren und den Werdegang eines traditionellen Stockes zu zeigen, wurde das kleine Stockmachermuseum 1980 gegründet und bis in die Gegenwart schrittweise erweitert. Im „Backhaus“, in der „Arbeitsstube“ und im „Stöckelager“ kann man sich unter dem Motto der vielseitig interpretierbaren Volksweisheit „Es ist der Stock, der manchem fehlt!“ über die Handwerksgeschichte und die 32 Arbeitsgänge informieren, die erforderlich sind, um aus einem Edelkastanien-Rohling ein sicheres und attraktives Wanderrequisit werden zu lassen.


Historische Werkzeuge und Stöcke gehören ebenso zur Ausstellungskollektion wie die derzeit noch immer vorwiegend in Handarbeit produzierten Wander-, Spazier-, Kranken- und Jagdstöcke.
Die etwa 5.000 Gäste, die das Museum jährlich besuchen, werden von April bis Oktober jeweils sonntags von 13.30 bis 17.00 Uhr und außerhalb dieser Zeit ganzjährig nach telefonischer Voranmeldung sachkundig von Mitgliedern des Heimatvereins betreut.
Stockmacherdorf seit 1836
Wenn von Lindewerra die Rede ist, entsteht rasch die gedankliche Verbindung zu den Stockmachern, die in dem Werradorf ihr Handwerk ausüben. Sie verhalfen dem Dörfchen zu einem außergewöhnlichen Bekanntheitsgrad, stützt man sich doch in den beliebtesten Wanderregionen Mitteleuropas und noch ferneren Ländern auf Wanderstöcke aus Lindewerra.
Im Jahr 1836 siedelte sich der Stockmacher Wilhelm Ludwig Wagner aus Eddigehausen bei Göttingen in Lindewerra an. In den Eichenwaldungen des Höhebergs und der Harth fand er das erforderliche Rohmaterial unmittelbar vor der Tür. Unverzüglich begann er mit der Anfertigung seiner „Geh-Hilfen“ und wurde bald zum Lehrmeister für viele Dorfbewohner, die in der Ausübung des Handwerks ihre Chance zur Überwindung von Armut und Not sahen.
Das Stockmacherhandwerk entwickelte sich schnell zu einem blühenden Gewerbe, so dass es um 1900 im Dorf kaum eine Familie gab, die nicht gänzlich oder doch zeitweilig mit dem „Stöckemachen“ beschäftigt war.
Um an den Begründer des Stockmacherhandwerks zu erinnern und ihn zu ehren, wurde 1996 am Hirtenrasen ein Gedenkstein enthüllt.
Die Anzahl der Stockmachereien und der hergestellten Stöcke sind drastisch zurückgegangen. Die ganze Palette an Stöcken entsteht gegenwärtig nur noch in der Stockmanufaktur von Michael Geyer.